Die Landschaftsfotografie hat auf mich eine beruhigende Wirkung. Es ist für mich eine Art von Meditation. Neudeutsch würde man vermutlich von Entschleunigung reden? Wenn ich ein Landschaftsfoto umsetzen möchte, bin ich voll darauf konzentriert. Bei der finalen Umsetzung habe ich sogar einen Tunnelblick. Ich stehe am Fotospot und warte auf den richtigen Moment. Auf eine großartige Lichtstimmung. Und wenn die erwartete Lichtstimmung eintritt, das Motiv im Kasten ist, dann hat man die ersten Glücksgefühle. Wenn man das Foto am Rechner bearbeitet und alles perfekt ist, dann hat man die zweiten Glücksgefühle. Und wenn das Landschaftsfoto anderen präsentiert wird und diese finden es toll, dann kann es die dritten Glücksgefühle geben.
Es wäre toll, wenn das bei jedem Foto so wäre. In Wahrheit trifft dies nur auf sehr wenige Fotos zu. Das Wetter kann man nicht planen. Man kann prüfen, ob es Sonne, Wolken, Nebel oder Regen gibt. Wie das Licht ist, kann nicht geplant werden. Licht ist fast nie identisch. Zu viele Faktoren haben Einfluss auf eine Lichtstimmung. Manchmal muss man einen Fotospot mehrfach besuchen, um die gewünschte Lichtstimmung einzufangen.
Warum fotografiere ich dann Landschaften? Weil es mich entspannt. Weil ich vom stressigen Berufsalltag besser abschalten kann. Weil ein gelungenes Landschaftsfoto in mir Begeisterung auslöst. Ich meine nicht die Begeisterung über das gelungene Foto. Ich meine die Begeisterung wie großartig unsere Natur und unsere Erde ist! Die meisten Menschen in unserem Land sitzen zum Großteil zu Hause und erleben relativ selten einen Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang? Als aktiver Landschaftsfotograf erlebt man vermutlich in einem Jahr mehr Sonnenaufgänge oder Sonnenuntergänge als die meisten Menschen in vielen Jahren. Die Landschaftsfotografie sensibilisiert den Fotografen für die Natur und die Landschaft.
Rezept für tolle Landschaftsfotos
Bei meiner Art der Landschaftsfotografie, beginnt die Fokussierung auf ein Motiv bereits sehr früh. Die meisten Landschaftsmotive sind schon lange geplant. Am liebsten sind mir Motive vor der eigenen Haustür. Diese entdecke ich auf Spaziergängen und Wanderungen.
Ein Fotospot wird beim Spaziergang entdeckt. Ich merke mir den Ort. Wenn ich mein Smartphone dabei habe, speichere ich die Koordinaten in der App Photopills. Mit der App kann ich gleich einen möglichen Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang prüfen. An welchem Tag geht an welcher Stelle die Sonne auf oder unter. Auch wann die Milchstraße oder der Mond erscheint, kann ich damit prüfen und planen.
Wieder zu Hause kommt das Motiv auf meine Motivliste. Glaubt mir, die ist sehr lang. Wenn der Zeitpunkt für ein Foto naht, prüfe ich die Wettervorhersage. Per App geht das heutzutage relativ einfach und ist für 24 Stunden meist sehr zuverlässig. Wenn das Wetter passt, wird er Fotorucksack am Vorabend gepackt.
- Systemkamera
- Weitwinkelobjektiv
- Fotostativ
- Fernauslöser
- Ersatzakku für die Kamera
Das ist die Minimalausrüstung. Je nach Motiv und fotografischen Vorhaben kann auch eine zweite oder dritte Kamera dabei sein. Es können auch noch weitere Objektive dabei sein. Die Marke der Kamera in der Landschaftsfotografie spielt keine große Rolle. Wie groß ein Sensor ist, spielt nur minimal eine Rolle. Man kann mit jeder guten Kamera auch gute bis hervorragende Fotos machen. Für die Qualität einer Fotografie ist alleine der Fotograf verantwortlich.
Am nächsten Morgen starte ich in der Dunkelheit. Ich bin so früh unterwegs um auch von der blauen Stunde, vor dem Sonnenaufgang, die ersten Fotos machen zu können. Am Fotospot suche ich die passende Perspektive. Danach baue ich das Stativ auf und setze die Kamera auf das Stativ. Der Fernauslöser wird angeschloßen.
Die größte Herausforderung bei solchen Landschaftsmotiven ist der große Kontrastumfang. Es gibt derzeit kein Kamerasystem, welches den gesamten Kontrastumfang zwischen Landschaft und dem Himmel detailgetreu wiedergeben kann. Die modernsten Digitalkameras schaffen da inzwischen wesentlich mehr als früher die analogen Filme umsetzen konnten. Dennoch ist es für viele Landschaftsmotive im Gegenlicht der Sonne immer noch nicht realisierbar.
Der erfahrene Fotograf löst das Problem durch Kontrastausgleich. Oft kommen auch heute noch analoge Methoden zum Einsatz. ND-Verlaufsfilter sind solch eine Lösung. Ein grauer Verlaufsfilter dunkelt den sehr hellen Himmel ab und reduziert den Kontrastumfang gegenüber der Landschaft. Wie stark der Grauverlaufsfilter sein sollte, hängt von der Lichtsituation ab. Im Extremfall muss man auch mal zwei ND-Verlauffilter kombinieren. Diese Methode funktioniert bei einem geraden Horizont hervorragend. Vor allem erspart sie viel Arbeit bei der Nachbearbeitung am Rechner. Ist die Landschaft aber hügelig, bergig oder ragt etwas in den Himmel, dann wird auch dieser Motivbereich abgedunkelt. Meist ist das nicht erwünscht und muss sehr zeitaufwändig mit Bildbearbeitung wieder korrigiert werden. Eine sehr mühsame Arbeit.
Zum Glück gibt es da eine alternative Methode zum Kontrastausgleich. HDR oder auch High Dynamic Range Image genannt. Manches Smartphone oder Digitalkamera hat diese Funktion auch integriert. Allerdings erfolgt da die Berechnung vollautomatisch in der Kamera. Das Ergebnis ist ein fertiges JPEG. Oft wirkt der HDR-Effekt übertrieben. Anspruchsvolle Fotografen arbeiten lieber mit einem RAW-Dateiformat. Das bietet viel mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung. Also mache ich in solchen Situationen eine Belichtungsreihe von einem Landschaftsmotiv. Meist mache ich bis zu 7 verschieden belichtete Fotos. Diese sind von überbelichtet über normal belichtet bis zum letzten das unterbelichtet ist. Ich nutze hier Lightroom. Die HDR-Funktion von Lightroom ist inzwischen so gut, dass meist zwei Fotos ausreichen. Ein normal belichtetes für den Vordergrund. Und ein stark unterbelichtetes für den Himmel. Beide zusammen ergeben meist ein sehr Foto mit feinstem Kontrastausgleich.
Meine Art der Landschaftsfotografie
Das ist meine Art der Landschaftsfotografie. Grundwissen der Fototechnik. Damit meine ich Fachwissen über die Zusammenhänge von Blende, Belichtungszeit und ISO. Wie sich die Brennweite auf die Schärfentiefe auswirkt. Viel Übung und praktische Erfahrung. Die Auswahl der passenden Fotogeräte. Planung und Umsetzung. Manchmal entsteht so ein tolles Landschaftsfoto. Die Planung bis zur Umsetzung eines Landschaftsfotos ist für mich Entschleunigung.